Termin:
24.10.2022
Beginn:
20 Uhr
Ort:
Stadtbibliothek Bielefeld, Neumarkt 1
+++ IM RAHMEN DER LITERATURTAGE DER STADTBIBLIOTHEK BIELEFELD +++
Die schwangere Autorin wandert auf dem alten Schmugglerpfad über die Pyrenäen, der als letzter Fluchtweg Walter Benjamins vor seinem Selbstmord 1940 in Portbou bekannt ist. Marica Bodrožić erinnert in ihren Reflexionen an den vom NS-Regime verfolgten jüdische Autor, Philosoph und Kulturkritiker, an seine sozial verstandene Ästhetik. Durch eine Vielzahl von präzisen Naturbeobachtungen ergänzt, kombiniert mit dem Zündstoff der Erinnerung an Verfolgte und Gequälte bis in die Gegenwart, verbunden mit eigenen familienbiografischen Beobachtungen entsteht in einem inneren Monolog eine Weltbeschreibung in den Berghöhen: mit weitem Blick in Zeit und Raum.
„Kein Schicksal ist von einem anderen getrennt“: das von Walter Benjamin ist hier verbunden mit dem ihrer Verwandtschaft oder mit dem des Dichters Ossip Mandelstam, diese wiederum zum Beispiel, hochaktuell, mit dem der belarussischen Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, die Putins Ziel benannte: „…die Welt hat wieder Angst vor uns“.
Bodrožić formt ihren Prosa-Text ausgesprochen lyrisch, erforscht das „Innenleben der Wörter“ und erzählt dabei unerhörte Geschichten.
Marica Bodrožić, wurde in Dalmatien geboren und kam als 10-Jährige nach Hessen. Die bekennende Europäerin lebt heute, nach Stationen in Paris und Zürich, in Berlin. Für ihr bisheriges Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Manès-Sperber-Literaturpreis für ihre Essays, Romane und Gedichte, die in 16 Sprachen übersetzt vorliegen. Diese zeichnen sich, so unter anderem die Jury-Begründung, durch ein „hohes Maß an Reflektiertheit aus, die eine betont expressive neoromantisch grundierte Sprachkunst … einschließt“.
„Und dann gehen wir zu Fuß auf der Erde und sind zeitgleich mit unserem Bewusstsein Reisende im Universum des Seins.“
Moderation: Klaus-Georg Loest
Foto: © Peter von Felbert